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14. Juni 2016 20:00 Di Karten € 15 und 10 erm. |
MKO songbook Der vierte Abend der Reihe präsentiert ein breites Spektrum zeitgenössischen Komponierens. Zwei der Stücke stammen von in München ansässigen Meistern, zwei weitere entstanden un-längst als Auftragswerke des Münchener Kammerorchesters. Erstmals ist eine veritable Uraufführung Teil des Programms: Nikolaus Brass’ „Sei Nacht zu mir” aus dem Jahre 2014 basiert auf Liedern des seit vielen Jahren in München lebenden persischen Dichters SAID. Minas Borboudakis’ Ewigkeitsmeditation über das Sternbild der „Cassiopéia” für – sehr virtuos eingesetztes – metallisches Schlagzeug und Streicher datiert dagegen schon von 2002. Explizit für ein Ensemble ohne Dirigent konzipiert ist „Hirta Rounds” des Iren David Fennessy. Umso dringender verlangt „Sky Limited”, das ebenso impulsive wie hypnotisch wirkende Streicherstück der frisch gebackenen Siemens-Preisträgerin Milica Djordjević, nach den formenden Händen des künftigen MKO-Chefdirigenten Clemens Schuldt. Richard Putz Schlagzeug Michael Hofmeister Countertenor, Ruth Geiersberger Sprecherin Violine und Konzertmeister Daniel Giglberger, Violine Max Peter Meis Münchener Kammerorchester, Dirigent Clemens Schuldt |
Foto: Florian Ganslmeier |
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David Fennessy (*1976) Hirta Rounds für 16 Streicher (2015) Minas Borboudakis (*1974) |
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Münchener Kammerorchester Violine I Daniel Giglberger – Konzertmeister Kosuke Yoshikawa, Max Peter Meis, Tae Koseki, Mario Korunic, Almuth Siegel Violine II Rüdiger Lotter – Stimmführer Bernhard Jestl, Andrea Schumacher, Romuald Kozik, Eli Nakagawa-Hawthorne Viola Matthieu Herzog – Stimmführer Stefan Berg-Dalprá, Indre Mikniene, David Schreiber Violoncello Mikayel Hakhnazaryan – Stimmführer Michael Weiss, Benedikt Jira Kontrabass Tatjana Erler |
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Der gebürtige Bremer Clemens Schuldt spielte zunächst als Geiger in verschiedenen Orchestern, bevor er sich der Dirigentenlaufbahn zuwandte. Gewinner des renommierten Donatella-Flick-Dirigierwettbewerbs 2010, war er Assistant Conductor des London Symphony Orchestras, arbeitete mit Orchestern wie dem Musikkollegium Winterthur, dem BBC Symphony Orchestra, den Bamberger Symphonikern, der Kammerakademie Potsdam, Scottish Chamber Orchestra und Orchestre Philharmonique de Strasbourg. Ab kommende Spielzeit ist Clemens Schuldt Chefdirigent des MKO. |
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Richard Putz, 1993 geboren, studiert am Mozarteum Salzburg bei Peter Sadlo und ist seit 2008 Stipendiat der Deutschen Stiftung Musikleben. Er spielte im Mozarteum Orchester Salzburg, dem Gewandhausorchester Leipzig und als Solist u.a. mit den Heidelberger Sinfonikern, dem Bochumer Symphonieorchester und dem WKO Heilbronn. 2014 gründete er mit anderen das Percussion-Quartett Esegesi. |
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Ruth Geiersberger, Performerin, Schauspielerin und Sprecherin, arbeitete im Bereich der zeitgenössischen Musik u.a. mit Peider A. Defilla bei den Donaueschinger Musiktagen, Norbert Walter Peters, Sandeep Bhagwati, Walter Fähndrich und 48nord zusammen. Performerin in vielen internationalen Produktionen in New York, Berlin, Amsterdam, Montreal und München, entwickelt sie seit 1997 szenische Installationen. |
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Michael Hofmeister studierte Schulmusik und Musikwissenschaften sowie Gesang an der Hochschule für Musik in Würzburg und Historische Aufführungspraxis in Frankfurt a.M. Neben seiner Konzerttätigkeit im Bereich Barockmusik wirkte er an zahlreichen Uraufführungen mit u.a. in Salvatore Sciarrinos Oper Da Gelo a Gelo und Adriana Hölzkys Hybris, Schwetzinger Festpiele 2006/2008. Engagements: Staatsoper Stuttgart, Staatstheater Kassel, Theater Kiel und Deutschen Oper Berlin. |
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Daniel Giglberger studierte bei Christoph Poppen, Donald Weilerstein und Gerhard Schulz, gab als Solist/Kammermusiker Konzerte in Japan, China, den USA und Europa. Seit 1999 ist er Konzertmeister des MKO und Gast bei: hr Sinfonieorchester Frankfurt, Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Bayerisches Staatsorchester, Kioi Sinfonietta Tokyo, Stuttgarter Kammerorchester, NYDD Ensemble Tallin, Ensemble Oriol. |
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Max Peter Meis studierte in Detmold bei Christoph Poppen und bei Mauricio Fuks, Indiana University USA und Ulf Wallin, Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Er spielte im Detmolder Kammerorchester, der Deutschen Kammerakademie Neuss, war mit dem Pulcinella-Quartett Stipendiat des Ravinia-Festivals Chicago, der European Mozart Foundation Prag und der Klingler Stiftung München. 1998 ging er zum MKO. |
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David Fennessy Hirta Rounds 1976 in Maynooth, Irland geboren, kam David Fennessy über die Rockmusik zur klassischen Gitarre. Erst kurz vor Abschluss seines Instrumentalstudiums in Dublin entschied er sich für eine Ausbildung als Komponist; seinen Master machte er als Schüler von James MacMillan an der Royal Scottish Academy in Glasgow. Fennessys kompositorisches Werk wurde mehrfach mit Preisen und Stipendien gewürdigt. Zuletzt erregte sein Musiktheaterwerk Sweat of the Sun Aufsehen bei der soeben zu Ende gegangenen Münchener Biennale. Im Vorfeld dieses Projekts entstand Fennessys Werk für die Streicher des MKO. Der Auftrag war an die Bedingung geknüpft, dass die Partitur ohne Unterstützung eines Dirigenten ausführbar sein müsse. „Dieser Ansatz war der Schlüssel für die Konzeption des gesamten Stückes und führte mich zu der Überlegung, wie ich Kammermusik für sechzehn einzelne Spieler schreiben könnte. Die Aufteilung der Streicher in kleinere Gruppen eröffnete mir die Möglichkeit von vielen verschiedenen und gleichzeitig auftretenden Temposchwankungen. Was daraus resultierte, gehört zur einfachsten und zugleich komplexesten Musik, die ich bisher komponiert habe”, schreibt David Fennessy über sein Stück. Der Titel Hirta Rounds bezieht sich auf die rund 130 Kilometer westlich von Schottland gelegene Inselgruppe St. Kilda mit ihrer Hauptinsel Hirta. Gut zwei Jahrtausende über war die Insel durchgehend besiedelt. 1930 entschieden sich die letzten Bewohner zur Auswanderung; seit den 1960er Jahren wird St. Kilda nur noch vom britischen Militär genutzt. Vor dreißig Jahren wurden Insel und ihre Spuren menschlichen Lebens in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. „Vor einiger Zeit war ich in Hirta, als Tourist”, hat David Fennessy gegenüber dem Journalisten Marco Frei erklärt. „Es ist eine karge Insel ohne Bäume … Man fragt sich wirklich, wie hier überhaupt Menschen leben konnten. Im Grunde ist es ein verlassener Ort, sehr isoliert und einsam, auch geisterhaft. Es gibt noch Straßen zu sehen mit restaurierten Häuserruinen. Eine sehr spezielle Atmosphäre herrscht dort – aus der Zeit gefallen, zeitlos vielleicht. Wer den Ort besucht, spürt die Spuren einer Gemeinschaft, die einmal dort lebte und den Ort verlassen hat. Aber ihre Geister sind noch da. Und der Geist ihrer Gemeinschaft.” |
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Minas Borboudakis Σ – Cassiopéia Betrachtet man den sommerlichen Nachthimmel, braucht man nicht lange, um das bekannte Sternzeichen der Kassiopeia zu erkennen. Seine ähnliche Form mit dem griechischen Buchstaben Σ (Sigma) faszinierte und begleitete mich seit meiner Kindheit in meiner Heimat Kreta. Still und gleichzeitig enigmatisch. Fern von jeglichem irdischen Geräusch (als würde es eine eigene Musikwelt besitzen) „leuchtete” es schon seit Jahren einen bestimmten Klang zu mir. Einen Klang, der in seiner nächtlichen Stimmung von allein dort stand. Als ich vor acht oder vielleicht sogar zehn Jahren versuchte, diesen Klang zu fassen und zu Papier zu bringen, brauchte ich nicht lange: ein einfacher Akkord aus vier nebeneinanderliegenden Sekunden (f–fis–gis–ais–h). Die Klangfarbe dieser Musik „befahl” mir die schöne Kassiopeia: eine ungewöhnliche Mixtur aus Metall und Holz, Wärme und Kälte, Nähe und Ferne, hell und dunkel. Als Peter Sadlo (dem das Werk zum 40. Geburtstag gewidmet ist) mich im Herbst 2001 anrief und von dem Auftrag des Kammerorchesters Schloss Werneck erzählte, war mir sofort klar, dass diese Arbeit nichts anderes als die Umsetzung dieses mir schon bekannten Klanges sein würde. Der Klang des metallischen Schlagzeugs und der Streicherapparat waren die ideale Kombination für die kompositorische Verwirklichung dieser Musik. Die Schönheit der Symmetrie, die in diesem Sternbild zu erkennen ist, brachte mich auf den Weg zu meinem Tonsystem. Die fünf Sterne wurden zu fünf Tönen. Zwei nebeneinandergestellte Quinten (c–g, g–d) wurden zum Symbol für die drei Sterne auf der rechten Seite des Σ, und die zwei inneren Töne fis und gis für die Sterne der linken Seite. Diese zwei harmonischen bzw. melodischen Elemente, kombiniert mit hoch virtuosen rhythmischen Passagen und außergewöhnlichen Spieltechniken (wie etwa gestrichenes Vibraphon oder Zimbelspiel), bildeten das Klangmaterial für die Komposition. Im Mittelpunkt des Werkes, nach einer komplexen und sehr rhythmisch geprägten Passage, steht eine modale Melodie, die von den gestrichenen Zimbeln erklingt. Ein Dialog mit der Vergangenheit? Eine Anrufung ins All? Eine Hommage an die Schönheit Kassiopeias? Eine Unterbrechung der Gewalt in unserer Zeit? Eine Wahrnehmung des Ewigen? Minas Borboudakis Mai 2002 |
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Nikolaus Brass Sei Nacht zu mir Text und Musik – ich sehe sie wie zwei Figuren auf einer imaginären Bühne, sie belauern sich, sie umschleichen sich, fallen übereinander her, sie ringen, keuchen, lassen von einander, blitzschnell, die Haare zerrauft … umschleichen sich wieder, ein endloser Zweikampf, sie können nicht von einander lassen. Auge in Auge. In meinen textgebundenen Arbeiten habe ich auf verschiedenen Wegen versucht, diesen imaginären Zweikampf einzufangen, habe Textvertonung im herkömmlichen Sinne lang vermieden. In meiner Kammeroper Sommertag, in der die Textworte sich oft in langen Vokalisen auflösten, habe ich in entscheidenden Momenten nur die Musik „sprechen” lassen. In den Liedern von SAID steht der Text unangetastet in und neben der Musik. Er wird von einem Sprecher gesprochen, der Sänger singt textlos – wie in einer Privat-Übersetzung – in seiner „eigenen Sprache” und die beiden Violinen kommentieren oder ergänzen „in ihrer Sprache” wiederum, was der Sänger „sagt”. Und so verwandelt sich auch das Text-Wort in eine Bewegung aus Klang, Geste, Hauch, Ton, Hieb und Strich. Sei Nacht zu mir – Liebesgedichte, so hieß der Band mit kurzen Gedichten, den SAID mir im August 2013 in meine Sommerferien nachschickte. Ob das was wäre? Beim ersten Lesen hörte ich gleich IHN und SIE, sah die „Geschichte”. Beim späteren Lesen hörte ich auf einmal die Stimme des Mannes gesprochen von der Stimme der Frau: Sie spricht seinen Text ihm noch einmal vor, dass er erkenne, was er gesagt, gefühlt, was gewesen. So entstand die Idee, den Text vom Sänger zu trennen und IHR zu geben. Im gleichen Zug verwandelte sich der Sänger aus einem Bariton in einen Countertenor, und damit zu einer inneren Stimme des Mannes, die – vom Wort befreit – ganz den seltsamen Regungen seines Innersten nun Ausdruck geben kann. So ist die Position des Ich-sagenden Mannes mehrfach gebrochen, aber auch geöffnet in den Klang- und Bewegungsraum, den die fremde Stimme und die Musik mit ihren auskomponierten Gesten erschließen: Wie in einem fernen Spiegel erkennt er seine eigenen Worte. In seinem Inneren hört er zwei Violinen und die Stimme der Frau sagen: Das, was Du nicht verstehst, bist Du. Der, der Du nicht bist, bist Du. Die Komposition ist dann im Sommer und Herbst 2014 entstanden. Nikolaus Brass Juni 2016 |
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Milica Djordjević Sky limited 1984 in Belgrad geboren und heute in Berlin ansässig, studierte Milica Djordjević, zunächst in ihrer serbischen Heimatstadt. 2007 setzte sie die Kompositionsausbildung bei Ivan Fedele in Strasbourg fort, im Anschluss an ein Jahr am IRCAM in Paris folgten zwei weitere Studienjahre bei Hanspeter Kyburz an der Hans-Eisler-Hochschule in Berlin. 2015 wurde Djordjević der Belmont-Preis der Forberg-Schneider-Stiftung verliehen, 2016 erhielt sie einen Komponistenpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung. Djordjevićs Werk umfasst bislang vor allem Arbeiten für kammermusikalische Besetzungen, wobei häufig eine Singstimme einbezogen wird. Ein größeres Orchesterwerk wird Ende 2016 bei der Musica viva des Bayerischen Rundfunks zur Uraufführung kommen. Charakteristisch für den Personalstil der Komponistin ist die Vorliebe für dezidiert raue Klänge und die extreme Reduktion der horizontalen Linie. Beides führt Djordjevićs auf den traditionellen serbischen Gesang zurück, bei dem die Stimme für gewöhnlich sehr guttural eingesetzt wird, während die Melodik sich auf nur wenige, eng beieinander liegende Tonhöhen stützt. Akribisch organisiert Djordjević in Sky limited (2014) einen von innen erzitternden Streicherklang, der sich durchweg aus sehr unterschiedlich hervorgebrachten Tönen zusammensetzt. Ihre Timbres regeln sich gemäß einer imaginären Skala, die vom klassischen „Schönklang” bis zum stark verzerrten Geräusch reicht. Dabei soll der Gesamtklang tendenziell einen statischen Eindruck erwecken. Hierauf dürfte sich das titelgebende Bild vom „begrenzten Himmel” beziehen: Dem Blick auf einen umgrenzten Ausschnitt des Himmels bietet sich ein Bild unaufhörlicher Bewegung der Wolken innerhalb eines an sich stabilen Rahmens. Die Streicher sind in drei Gruppen geteilt, die so auf der Bühne positioniert sind, dass sowohl völlige Verschmelzung der Klänge möglich ist als auch ein Auffächern verschiedener Vorgänge. Die erste Gruppe (neun Musiker) spielt in gewöhnlicher Stimmung. Die sechsköpfige zweite ist einen Viertelton tiefer als normal gestimmt, die dritte (fünf Musiker) einen Viertelton höher. Aus der ersten Gruppe rekrutiert sich zudem ein Streichquartett, das im großen Entwicklungsabschnitt des Stücks eine führende Rolle übernimmt. |
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